Laika

O’Zone Fidji („Laika“)

(BaltWinner 2000 Petrus Giro de Diemar x O’Zone Babylone)

20.03.2007 – 17.06.2014

DU warst einmalig – ich werde dich nie vergessen, mein Schlingelmädchen

Laika stammt aus dem finnischen Zwinger „O’Zone“ von Züchterin Outi Vilkuna in Vantaa, Finnland. Der Schwerpunkt ihrer Zucht lag weniger auf dem Gebrauchshundesport (SchH/ IPO/ IGP), sondern eher auf den Gebrauchshundesportarten gemäß der FCI-NPO und dem Rettungshundesport. Sie war der „Kuschelhund“ meines ehemaligen Lebensgefährten, und als er dann berufliche in die USA ging, blieb sie bei mir. Laika war mit über 70cm Schulterhöhe eine sehr große Hündin, wobei sie dabei nur um die 30kg wog. Zu den Gründen siehe unten. Laika konnte ein bißchen Unterordnung und konnte die Grundkommandos die man im Alltag braucht, und hat sie manchmal sogar ausgeführt, wobei sie der Unterordnung nichts abgewinnen konnte. Sie liebte es zu suchen und konnte jede Fährte und jeden verlorenen Gegenstand finden – falls sie wollte. Sie war ein äußerst eigenständiger Hund, welcher seine Familie sehr liebte und fast alles für uns getan hat. Sie war der bedingungslose „Haussklave“ der Belgischen Schäferhündin Henna. Sie war ohne Zweifel der klügste Hund den ich je erlebt habe. 

Reisen im Auto, auf der Fähre und auch im Frachtraum des Flugzeuges waren für sie kein Problem. Sie hat es alles relativ gelassen genommen. So war es ihr relativ egal, ob wir die 28-Stunden-Fahrt von Finnland über Estland, Lettland, Litauen und Polen bis nach Hause, nach Deutschland wählten, oder die Flugreise von Helsinki nach Düsseldorf gemeinsam antraten (Hunde im Frachtraum, wir Menschen natürlich nicht). Hauptsache: sie war dabei und ihre Familie nahm sie mit!

Laika war ein Hund mit einer nur eingeschränkt vorhandenen Führigkeit, hoher Reizschwelle, mit einer ausgeprägten Härte und einem recht ausgeglichenen Nervenkostüm. Sie war schußfest. Unterordnungsbereitschaft war grundsätzlich vorhanden, wobei sie der Idee des gemeinsamen erreichen eines Ziels im Sinne von Führigkeit nun wenig abgewinnen konnte. Sie verfügte über keinen Beutetrieb und eine nur gering ausgeprägte Bereitschaft für Futter zu arbeiten. Sie konnte Ziehspielen wenig abgewinnen und den Sinn einem Ball hinterher zu rennen sah sie nur insofern, als dass sie den dann der Henna wegnehmen konnte. Einen Sinn darin etwas zu apportieren sah sie hingegen nicht und hat es auch nie gelernt, egal wie ich mich abgemüht habe. Dennoch war sie aufgrund ihrer engen Bindung an „ihr Rudel“ im Alltag gut handhabbar und ein angenehmer Gefährte. Mit ihrem einzigartigen Charakter war sie ein wunderbarer Kamerad. Ein Hund der ohne Leine laufen konnte, weil jagen tat sie nicht und jemanden traurig machen indem sie z.B. nicht kam, wollte sie erst recht nicht. Und man konnte sich darauf verlassen, dass sie keinerlei Aggression gegen Mensch oder Tier hegte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätte sie die meiste Zeit ihres Lebens mit einem ihr vertrauten Menschen gekuschelt und es wäre alles gut gewesen.

Man hört häufig, dass ein Hund „keine Männer mag“. Laika war eindeutig ein „Männer-Hund“. Hätte sie die Wahl gehabt, sie hätte einen männlichen menschlichen Begleiter vermutlich mir vorgezogen. Und doch haben wir schöne, all zu kurze, Jahre miteinander verbracht, die ich keinesfalls missen möchte.

Das klingt nun fast so, als wenn sie in Sachen Gebrauchshund ein „hoffnungsloser Fall“  war. Das ist natürlich so nicht richtig. Sie war ein hervorragender Suchhund, der – genau wie ihr Onkel und Halbbruder – sicherlich einen ausgezeichneten Rettungshund abgegeben hätte. Außerdem hat sie einige Zeit ihres Lebens als Besuchshund verbracht, denn sie liebte es Menschen mit Einschränkungen glücklich zu machen. Insbesondere ältere Menschen, Menschen mit Demenz und ähnlichen kognitiven Einschränkungen. Sie ließ sich dort alles gefallen, und blühte regelrecht auf wenn ihr zum Beispiel jemand gedankenversunken am Ohr zog. Dafür war sie halt gemacht. Leider sieht kaum jemand einen Dobermann gerne als Besuchshund im Altenheim, und auch aus beruflichen Gründen konnte ich ihr nicht die Möglichkeit geben sich dort zu verwirklichen. In der Regel betrachtete sie fremde Menschen allerdings als eine Art „atmosphärische Störung“, denn sie waren Luft für sie, durch die man nicht durch laufen konnte. Warum jemand Angst vor ihr haben sollte, das hat sie nie allerdings verstanden. Sie wollte schließlich wirklich niemandem etwas böses. Auch Kindern gegenüber war sie stets äußerst geduldig und tolerant. Sie ließ sich da quasi alles geduldig gefallen und stand entspannt da, während ein Kind, an ihrem Hals hing, obwohl die Mutter eindeutig in Panik war. Als wir noch in Finnland lebten hätte sie glaube ich gerne ihren eigenen Welpenkindergarten eröffnet. Sie liebte es mit Welpen und Junghunden zu toben und zu spielen und das eine oder andere Mal haben Bekannte sie zu diesem Zweck auch für einen Nachmittag der zwei eingeladen. Die Engelsgeduld mit Welpen muss sie von ihrer Mutter gehabt haben.

Laika war ein eigenständiger Hund, die alles was wichtig war mit sich selbst ausgemacht hat. Konsequenterweise ist sie auch alleine gestorben. Als ich gegen halb drei von der Arbeit nach Hause kam hatte sie sich im Laufe des Tages still und leise aus dem Leben geschlichen. Allem Anschein nach war sie einfach friedlich eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Als ich dann den Befund der Pathologie bekam, habe ich mich oft gefragt, ob ich nicht genug getan habe. 

Gesundheit und Todesursache

  • 2008: HD A/B, ED 0/0
  • 2008: PHTVL/PHPV Grad 1 (ECVO); 2012 PHTVL/PHPV Grenzfall (ECVO)
  • 2008: geringfügige Anomalie der Halswirbelsäule festgestellt (Dr. Timo Talvio, Helsinki), Symptome des „Wobbler Syndroms“ die sie im Alltag (ohne Hundesport) einschränkten haben sich in ihrem kurzen Leben nicht gezeigt.
  • 2011: Spondylose frei (Kleintierklinik Asterlagen)
  • Vollzahnig mit Scherengebiss -> einen unteren Schneidezahn durch Unfall verloren (2013), einen Prämolar oben und einen Molar oben wegen schwerer Paradontitis entfernt (2013) (aufgrund der Herzerkrankung (s.u.) war eine rechtzeitige Zahnsteinentfernung keine wirklich verantwortliche Option)
  • keine Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • ACE-Hemmer Unverträglichkeit -> reagierte mit schweren Ödemen auf ACE-Hemmer, so dass diese abgesetzt werden mußten.
  • Schilddrüsenunterfunktion (schwer, ohne nachweisbares T4 (Idexx)) Frühling 2012 -> Zufallsbefund im Rahmen der Notfallversorgung wegen der ACE-Hemmer Unverträglichkeit. Laika hat nie erhöhte schilddrüsenspezifische Antikörper gehabt, so dass ihre Schilddrüsenunterfunktion etwas mysteriös blieb.
  • Laika hatte aus unerfindlichen Gründen eine geringe Toleranz für Stärke/ Kohlenhydrate. Die konnte sie einfach schlecht verdauen.
  • Frühling 2012: Erstdiagnose DCM (Klinische Untersuchung, EKG, Ultraschall) (Kleintierklinik Kaiserberg, Dr Kresken)
  • Herbst 2012: DCM Kontrolluntersuchung, kein Herzversagen, keine Arrhytmien, geringe Pumpleistung, erkennbare Fibrosen des Herzmuskels (Dr. C. Schmidt, Kaltenkirchen) Herr Dr Schmidt äußerte erstmalig den Verdacht eines Zusammenhangs zwischen der Herzerkrankung und der Schilddrüsenunterfunktion
  • Frühling 2013: DCM Kontrolluntersuchung, kein Herzversagen, keine Arrhytmien, im Vergleich zur Voruntersuchung verbesserte Pumpleistung (Dr. S. Majlandt, Gråsten)
  • Herbst 2013: DCM Kontrolluntersuchung, keine Herzfunktion welche von der Norm abweicht nachweisbar, vermutlich erworbene DCM in Folge von schwerer Schilddrüsenunterfunktion (Dr. S. Majlandt, Gråsten)
  • Winter 2013: OP zur Entfernung eines Hauttumors (Harmatom laut Idexx) sowie zur Entfernung zweier Zähne. Der operierende Allgemeinarzt erwähnte sie habe ein „Sportlerherz“, da sie bei niedriger Pulsfrequenz noch immer eine gute Sauerstoffsättigung hatte. Damals eine unbedeutende Aussage, nur erinnert, weil das bei einem herzkranken Hund eher ungewöhnlich. Im Kontext von allem was folgte bekam es irgendwann Bedeutung.
  • 12.06.2014: Kontrolluntersuchung: kein Herzversagen, kein auffälliger Ultraschallbefund, normale Pumpleistung, normale Größe der Herzkammern, stark verlangsamter Ruhepuls (zwischen 35 und 45 Schlägen pro Minute – ja, im Ernst). Herr Dr. Majlandt sah mich an und sagte nur „Ich sehe Ihnen an dass Sie wissen, dass sie sterben wird. Ich weiß nicht, was ich noch für sie tun kann. Sie wird irgendwann einfach einschlafen und nicht wieder aufwachen.“

Gesundheit, Tod und die Frage ob ich etwas hätte tun können

Vieles in Bezug auf Laika’s Tod steht in unmittelbarem Zusammenhang mit tierärztlicher Kompetenz oder in diesem Falle eher den Fehlern, die Ärzte machen. Und gerade deshalb werde ich nie wieder einem Arzt so ganz vertrauen können, werde ich nie wieder glauben, was man mir über die Blutergebnisse meines Hundes sagt, werde ich mich in meinen dunklen Stunden immer fragen, ob Laika wirklich zu dem Zeitpunkt hätte sterben müssen, wenn, ja wenn ich nur anders gehandelt hätte. Ungeachtet der Tatsache, dass ich damals eine Zweit- und Drittmeinung eingeholt habe. Zum Glück habe ich nun einen Tierarzt, der Verständnis dafür hat, da ich mal erklärt habe, wie es zu diesem gewissen Mißtrauen kommt.

Als Laika drei Jahre alt war ließ ich ein Blutbild machen und bat darum, auch die Schilddrüsenwerte zu kontrollieren – im Wissen, dass die Rasse Dobermann ein erhöhtes Risiko hat eine Unterfunktion zu entwickeln. Ich erhielt die Auskunft es sei alles in Ordnung. Jahre später, als ich auf die Herausgabe dieser Daten bestanden habe, stellte sich heraus, dass die Schilddrüsenwerte damals schon zu niedrig waren, der Arzt entschied jedoch das sei „noch ok“, bei der Annahme, dass es sich bei Laika um einen Windhund handelte. Demnach sei ich auf einen skrupellosen Hundehändler herein gefallen, und mein Dobermann mit FCI Papieren sei (laut Tierarzt) eigentlich ein Windhund. Ein Jahr später ließ ich erneut Blutwerte kontrollieren. Diesmal vergaß man gänzlich diesen Wert zu kontrollieren ohne mir das zu sagen. Es liegt nahe, dass Laika von sehr jungem Alter an Schilddrüsenprobleme hatte, und sich deshalb körperlich nie korrekt entwickelt hat. Als die Schilddrüsenunterfunktion durch einen anderen Arzt (Notfall wegen Medikamentenunverträglichkeit) festgestellt wurde, hat unser „Haustierarzt“ die Medikamenteneinstellung mit Forthyron begleitet. Erst als mich Herr Dr. Schmidt aufforderte mir die Unterlagen aushändigen zu lassen stellte ich fest, dass der Ärztin zu der ich inzwischen ging nicht aufgefallen war, dass es ganz unten auf dem Befundbogen einen gesonderten Referenzbereiche für Thyroxinsubstitution gibt und mein Hund somit ungenügend substituiert war. Die Unterhaltung die darauf folgte war eher unschön und führte zu einem Tierarztwechsel. Dieser Tierarzt sorgte dann zwar für eine angemessene Schilddrüsensubstitution, welche zu einer recht raschen Besserung der Herzleistung führte, jedoch nahm er den Einwand „mein Hund hat Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich“ nicht gar so ernst und tat es nach einem Abtasten als „ist nichts“ ab. Auch das der Hund Unmengen trank und inkontinent wurde sah er als kein medizinisches Problem an. Dennoch bin ich diesem Arzt dafür dankbar, dass er seine Zusage mir gegenüber eingehalten hat. Als kurz vor dem letzten Kardiologenbesuch (fünf Tage vor ihrem Tod) deutlich wurde, dass sie wohl sterben würde, sagte ich ihm, dass ich sie gerne pathologisch untersuchen lassen möchte. Er hielt sein Wort und sorgte dafür, dass ich meine Hündin nach ihrem Tod in die Tierpathologie der Tiermedizinischen Hochschule Hannover bringen konnte. Dank der TiHo Hannover wissen wir auch recht sicher, warum sie gestorben ist und was sie im Leben so plagte.

Folgendes stand im mehrseitigen Bericht der Tierpathologie:

  • die Schilddrüse ist stark geschrumpft, eine komplette Hälfte der Schilddrüse ist nicht mehr vorhanden, die andere Hälfte besteht überwiegend aus fibrosiertem Gewebe
  • der Hund litt an einer Blasen-Nierenbecken Entzündung (daher wohl die Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich und das vermehrte Trinken)
  • der Hund ist in Folge einer Entzündung des Herzmuskels mit Beteiligung der Herzklappen und Befall des Sinusknotens verstorben
  • der Hund wies zwei gutartige Milztumore auf (<1cm Durchmesser)
  • der Hund wies einen gutartigen Gesäugetumor aus (<0,5cm Durchmesser)

Die Details bzgl. des Zustandes des Herzens ließen – unter Berücksichtigung der Untersuchungsergebnisse von wenigen Tagen zuvor – deutlich erkennen, dass die Herzmuskelentzündung in den letzten Tagen ihres Lebens zu einer sehr raschen und drastischen Verschlechterung der Herzfunktion geführt hat und sie wohl daran verstorben ist, dass der Sinusknoten dem Herzen nicht mehr sagte, wann es schlagen soll (bei akutem Herzversagen schlägt das Herz sonst üblicherweise schneller, nicht deutlich langsamer – auf zu raschen Puls zu achten hat man mir immer geraten).

Laika’s Stammbaum kann in der offiziellen Datenbank des Finnischen Zuchtverbandes (SKL/FCI) eingesehen werden. Sie stammt aus einem Wurf von sechs Welpen, zwei Rüden (schwarz) und vier Hündinnen (zwei schwarz und zwei rotbraun).